Ritter! Tod! Teufel? – Franz von Sickingen und die Reformation

„Jetzt war von Nöten, daß die Priester zu den Laien in die Schule gingen und von ihnen die Bibel lesen lernten.“

Franz von Sickingen (1481–1523) ist eine der schillerndsten Gestalten der Reformationszeit. Als Unterstützer der neuen religiösen Ideen und als Kämpfer gegen die schwindende Bedeutung des Ritterstandes führte er Fehden in bisher unbekanntem Ausmaß und betrat damit die Bühne der großen Politik.

1519 hatte er den Humanisten Ulrich von Hutten kennengelernt. Dieser gewann ihn für seine Ideen zu einer Reformation der Kirche „an Haupt und Gliedern“, deren Ziel eine weitgehende Beschränkung der weltlichen Macht der Kirche und die Rückbesinnung auf die Verkündung des Evangeliums sein sollte.

Sickingen, der auch der immer größer werdenden Abhängigkeit der Ritterschaft von den Landesfürsten entgegenwirken wollte, wurde am Ende allerdings Opfer seiner verwegenen Pläne. Als „der letzte Ritter“ an der Schwelle zur Neuzeit, der Kaiser und Fürsten die Stirn geboten hatte, blieb er im Bewusstsein der Region fest verankert.

Vortrag von Dr. Ulrich Oelschläger im Kulturzentrum Haus Catoir, Römerstraße 20

Der Eintritt ist frei

Beginn: 19.30 Uhr

Das Infoplakat zur Veranstaltung finden Sie hier!

 

Eine feste Burg …

Als Förderer der Humanisten machte Sickingen seinen Stammsitz Ebernburg zu einem frühen Zentrum der Reformation. Sickingen hatte Martin Luther auf seinem Weg nach Worms 1521 in Oppenheim Schutz auf der Ebernburg angeboten. Während Luther davon keinen Gebrauch machte, sammelten sich dort zur selben Zeit mit Martin Bucer und anderen eine ganze Reihe anderer bedeutender Köpfe der Reformation, die wegen ihrer lutherischen Gesinnung meist ihre Anstellung verloren hatten oder sogar hatten fliehen müssen. Ulrich von Hutten besang die Burg als „Herberge der Gerechtigkeit“.

Gottesdienste wurden hier in deutscher Sprache gehalten. Auch in der eigenen

Familie stieß Sickingen mit dieser zentralen reformatorischen Neuerung, die er in einem Brief an den Schwiegervater seines Sohnes, Dieter von Handschuhsheim verteidigte, auf Widerstand. Als Anerkennung für das Engagement des Ritters widmete Luther seine Schrift ‚Von der Beichte‘ Franz von Sickingen 1521 als seinem „besonderen Herrn und Patron“.

Luther 2017 – 500 Jahre Reformation

Der Vortrag ist, ebenso wie die noch bis zum 25. Oktober laufende große Sonderausstellung im Landesmuseum Mainz, Teil der bundesweiten Dekade „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“.

Präses Dr. Ulrich Oelschläger

Dr. Ulrich Oelschläger ist seit Mai 2010 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Er wurde am 8. September 1946 in Oberhausen in eine Pfarrfamilie geboren. Nach dem Abitur studierte er in Mainz Germanistik, Theologie, Philosophie und Deutsche Volkskunde.

Nach dem Zweiten Staatsexamen wurde er Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal und unterrichtete dort Deutsch, Evangelische Religion, Philosophie und Ethik sowie Hebräisch.

Von 1981 bis 2010 war er bei der Schulaufsicht in Neustadt an der Weinstraße als Regionaler Fachberater für Evangelische Religion tätig. Berufsbegleitend studierte er von 1994 bis 2004 in Mainz an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Judaistik und schloss mit einer Promotion zum jüdisch-christlichen Verhältnis ab.

Oelschläger wohnt seit 1972 in Worms. Seit 1986 ist er Kirchenvorsteher in der Wormser Magnusgemeinde.

Sein besonderes Interesse gilt der Geschichte seiner rheinhessischen Heimat.

Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Landesmuseum Mainz, dem Stadtmuseum und der Volkshochschule Bad Dürkheim statt.